"Amys Reise"
von  Svenja (12) 


"Können wir jetzt zur Bücherabteilung gehen ?", fragt Amy ungeduldig. "Gleich, ich muss nur noch bezahlen", antwortet ihre Mutter. "Nur noch bezahlen", denkt Amy und guckt auf die lange Schlange vor Mama. "Ich geh´ schon mal vor. Du kannst ja dann kommen, wenn du fertig bist." "Okay, aber bleib´ bei der Bücherabteilung, Amy!", ruft die Mutter Amy noch hinterher, die schon in der Menschenmasse verschunden ist.

Es ist ziemlich schwierig, bei diesen vielen Menschen überhaupt voran zu kommen. Darum entschließt sich Amy, um das Kaufhaus herum zur anderen Seite zum Eingang der Bücherabteilung zu gehen. Während sie um das Kaufhaus geht, schaut sie sich die geschmückten Schaufenster an. Als sie bei der Bücherabteilung ankommt, merkt sie, dass das Schaufenster ganz anders geschmückt ist als die anderen. In den anderen Schaufenstern sind Sterne aufgehängt oder ein Tannenbaum aufgestellt.

Doch in diesem Schaufenster steht ein Stall. In dem Stall, über dem ein Stern steht, liegt ein Baby in einer Krippe. Ein Mann und eine Frau beugen sich über das Kind. Die Figuren sehen ganz echt aus und je länger sie hinschaut, desto echter wirken die Figuren. Plötzlich leuchtet der Stern über dem Stall heller. So hell, dass es Amy schwarz vor ihren Augen wird. Nachdem der Stern eine Weile so hell geleuchtet hat, wird das Licht wieder schwächer. Amy macht ihre Augen auf und spürt, dass sie auf einem harten Boden liegt. Sie steht auf und merkt, dass neben ihr ein Feuer fast ausgegangen ist. Zum Glück hat sie zufällig ein paar Streichhölzer in ihrer Hosentasche und macht das Feuer wieder an. Sie muss wohl in einer Höhle sein. Auf der anderen Seite sitzt ein Mann. Eine Frau ist an ihn gelehnt. Beide schlafen. Amy geht zum Ausgang der Höhle, wo ein Esel festgebunden ist. Vor ihr liegt eine Stadt. Hat sie diese Stadt nicht schon einmal gesehen? Doch, gestern im Religionsunterricht hat die Lehrerin ein Bild von dieser Stadt gezeigt. Sie sagte, die Stadt heiße Betlehem und dort sei Jesus geboren.

Aber wo ist sie dann? Wenn vor ihr Betlehem liegt? Betlehem sieht doch jetzt ganz anders aus, oder? Doch da geht Amy ein Licht auf. " Ich muss in die Vergangenheit gereist sein", denkt sie, "und die Frau und der Mann sind Maria und Josef!" Amy geht leise in die Höhle zurück, um die beiden nicht aufzuwecken. Doch Josef ist schon wach und sagt leise: "Maria, wach auf. Es ist schon Tag!" Als er zum Feuer geht, um es wieder anzumachen, ruft er verwundert: "Nanu, das Feuer ist ja noch an. Maria, guck doch mal!" "Hallo, das war ich ", sagt Amy zu Josef. Doch er scheint sie nicht zu hören. "Ich heiße Amy", versucht sie es noch einmal. Aber Josef staunt immer noch. "Komisch, ich glaube er sieht und hört mich gar nicht. Er kann nur das sehen, was ich getan habe", denkt sie verwundert. Inzwischen ist Maria auch aufgewacht und holt etwas Brot aus ihrem Beutel. Auch sie scheint Amy nicht zu bemerken.

Amy schaut zu, wie Maria und Josef essen und den Esel losbinden. "Bald sind wir in Betlehem. Da finden wir sicher eine Herberge", sagt Josef zuversichtlich zu Maria und guckt auf ihren Bauch. Erst jetzt bemerkt Amy, dass Maria einen ganz dicken Bauch hat. "Sie bekommt sicher ein Baby", überlegt Amy. Josef hilft Maria auf den Esel und geht los.

Amy folgt den beiden bis nach Bethlehem. Als sie ankommen, ist es bestimmt schon Mittag und Amy ist müde und würde sich gerne ausruhen. In Bethlehem sind viele Menschen. Aber die sind nicht so in Eile wie die im Kaufhaus. Da sagt Josef zu Maria: "Es ist schon so spät. Viele Menschen von weit her sind doch zur Volkszählung gekommen. Jetzt hat keiner mehr ein Zimmer für uns frei. Auf einmal erinnert sich Amy: "Ach ja, die Geschichte kenne ich doch vom Religionsunterricht. Aber ich weiß nicht mehr, wie sie weitergeht." Sie folgt Josef und Maria immer weiter. Es wird schon dunkel. Plötzlich ruft Josef: "Dort drüben ist ein Stall, Maria. Vielleicht können wir da schlafen!" Sie eilen zu dem Stall und Josef hilft Maria vom Esel. Amy kommt auch zum Stall und sieht den Stern, der über dem Stall steht. Er wird heller und heller. Amy wird wieder schwarz vor Augen. Als das Licht schwächer wird, macht Amy ihre Augen auf und steht vor dem Schaufenster. "Jetzt weiß ich nicht, wie es weitergeht!", ruft sie ärgerlich. Doch da fällt ihr Blick auf das Schaufenster. Da liegt das Baby in der Krippe. Da weiß Amy: "Jetzt ist Jesus geboren. Deshalb feiern wir heute Weihnachten." Noch einmal guckt sie ins Schaufenster. Sie sieht, wie sich eine Gestalt im Glas spiegelt. Amy dreht sich um und läuft ihrer Mutter direkt in die Arme.